Die Trachtenmusikkapelle Jainzen marschiert jeden 1. Mai in die Ortschaft Jainzen, die sich im Gemeindegebiet der Stadt Bad Ischl befindet, um einen musikalischen Gruß an die Bewohner zu bringen.

Der Weckruf dient aber auch um Geldspenden zu sammeln, um die Fortbestand der Trachtenmusikkapelle Jainzen gewährleisten zu können. Darüber hinaus bestreitet die Trachtenmusikkapelle Jainzen drei weitere Weckrufe in den Ortschaften Oberkreutern, Unterkreutern und Pfandl.

Beschreibung des Elements:

a) heutige Praxis

Der Weckruf beginnt um 05:30 beim Musikheim der TMK Jainzen in Kreutern und geht in Richtung ehemaliges Gasthaus „Hobel Tenne“ in die Ortschaft Jainzen. Bei jedem Haus wird mit der gesamten Trachtenmusikkapelle stehen geblieben und der Familie des Hauses einen Marsch gespielt. So führt der Weg der Trachtenmusikkapelle Jainzen durch die gesamte Katastralgemeinde Jainzen und zurück zum Musikheim. Dieser Tag ist sehr anstrengend für alle Musiker/- innen und endet erst gegen 14:00 Uhr.

Alle weiteren 3 Weckrufe beginnen ebenfalls um 05:30 Uhr und werden mit einem kirchlichen Anlass verbunden. Beim Weckruf Oberkreutern, (Sonntag von HL. Florian), wird durch die Katastralgemeinde Haiden marschiert und genauso abgehalten wie beim Weckruf Jainzen. Der Weckruf endet bei Feuerwehrdepot der freiwilligen Feuerwehr Pfandl und die Trachtenmusikkapelle Jainzen begleitet die freiwillige Feuerwehr Pfandl vom Feuerwehrdepot zur Kirche in Pfandl und veranstaltet gemeinsam den festlichen Akt.

Beim dritten Weckruf wird durch das Gebiet Unterkreutern marschiert. Hier ist auch derselbe Ablauf wie bei den vorherigen Weckrufen und endet beim katholischen Pfarrheim in Pfandl. Dort werden die Erstkommunionkinder abgeholt und mit klingendem Spiel zur katholischen Kirche in Pfandl gebracht. In der Kirche wird dann der feierliche Aufzug für die Erstkommunikanten gespielt.

Beim vierten und letzten Weckruf der Trachtenmusikkapelle Jainzen führt uns der Weg durch die Wohnsiedlung in Pfandl. Auch hier werden wir von der Bevölkerung herzlich empfangen. Dieser Weckruf endet um halb zehn bei der katholischen Kirche in Pfandl. Die Trachtenmusikkapelle Jainzen wirkt danach bei der Fronleichnamsprozession in Pfandl mit.

b) Entstehung und Wandel

Die Trachtenmusikkapelle Jainzen ist im Jahre 1893 von vier Jungen Musikanten aus der Ortschaft Jainzen gegründet worden. Durch die erschwerte finanzielle Situation in der Monarchie und den hohen Kostenanteil der Uniformen und Instrumente wurde der Weckruf nach Jainzen im Jahre 1913 begonnen. Dabei spendete jeder Bürger nach einem Marsch der Musikkapelle Geld und so wurde dies zu einer der Haupteinnahmequelle um den laufenden Musikbetrieb erhalten zu können. Es war damit kein Problem mehr, Musikanten und später dann Musikantinnen in die Kapelle aufzunehmen. Selbst in Zeiten der beiden Weltkriege wurde der Weckruf so weit wie möglich aufrecht erhalten.

Seit dem Bestehen des Weckrufes der Trachtenmusikkapelle Jainzen war der Abschluss des langen Musiktages beim Gasthaus Hobel Tenne. Seit dem Jahr 2011 wird der Ausklang mit Essen beim Musikheim gemacht, da das Gasthaus für immer den Gastbetrieb eingestellt hat. Die Weckrufe werden genau so, wie es uns unsere Musikahnen vorgelebt haben, weitergeführt.

Eingebundene Gemeinschaften, Vereine, Personen und Art Ihrer Beteiligung

Das Hauptaugenmerk Trachtenmusikkapelle Jainzen liegt bei der Bevölkerung von Jainzen, Ober- und Unterkreutern und Pfandl. Nur diese ermöglichen es, durch ihre finanzielle Unterstützung, den laufenden Musikbetrieb zu erhalten. Weiters sind auch durch die Tradition gewachsene Synergien mit der katholischen Kirche und die freiwillige Feuerwehr in Pfandl ausschlaggebend. Ohne diese Synergien gäbe es kein so reiches kulturelles Leben in dieser Region. Aber was wäre diese Kultur ohne Bevölkerung und ihre rege Teilnahme daran.

Diese ist belegt durch:

1) Pfarre Pfandl: Pfarrer Johannes Schlosser und Diakon Alois Wiesauer

2) Bürgermeister der Stadt Bad Ischl: Hannes Heide

3) Die freiwillige Feuerwehr Pfandl: Kommandant Stefan Schiendorfer

Risikofaktoren für die Bewahrung des Elements:

Ein möglicher Risikofaktor kann der fehlende Nachwuchs der Trachtenmusikkapelle Jainzen sein. Dies ist in den nächsten Jahren aber unwahrscheinlich, da die Musikkapelle ihr Hauptaugenmerk auf die Jugendakquirierung und Jugendausbildung setzt. Dazu werden viele Maßnahmen, wie Schulbesuche und Kinder- und Jugendfest, im Musikjahr umgesetzt.

Auch ein nicht unwesentlicher Faktor kann die Bevölkerung spielen: Wenn diese Tradition in den Augen vieler Jungen Menschen keine Bedeutung mehr findet und die Türen vor den die Trachtenmusikkapelle Jainzen spielt, verschlossen bleiben.

Bestehende und geplante Maßnahmen zur Erhaltung und kreativen Weitergabe des Elements, z.B.: im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, Bewusstseinsbildung, etc.

Die Weckrufe haben sich in den letzten 100 Jahren stark in das Leben der Bevölkerung verwurzelt und gehört für jeden einzelnen Menschen zu seinem persönlichen Leben und Tradition dazu. Die Aufnahme in die nationale Liste der immateriellen Kulturgüter in Österreich würde die Bedeutung dieser wichtigen Tradition besonders unterstreichen.