Der Aberseer "Schleinig" ist ein Urtanz, den schon unsere Ahnen und Urahnen tanzten. Er wird nicht nur in Vereinen, sondern von der ganzen Bevölkerung, egal ob alt oder jung, getanzt. Bei heimischen Hochzeiten darf dieser Tanz nicht fehlen.

"Schnecke", die sich immer kleiner zusammenzieht, wobei Gstanzl gesungen werden. Danach wird wieder paarweise getanzt (die Männer meist im Zweierschritt und die Mädchen im Polkaschritt).

Und so klingt der "Schleinig" aus.

Weitere Name des Elements: Schleiniger, Wadlschindta, Aberseer Schleinig, Hochzeitstanz

Heutige Praxis

Ausgangsstellung: Mehrpaartanz im Kreis, Tänzerin zur Rechten des Tänzers, beide mit der Front in Tanzrichtung.

Fassung: die inneren Hände sind gefasst; bei gebeugten Ellbogen hält der Tänzer den Unterarm der Tänzerin mit seinem leicht an sich gepresst, so dass sie bei gefassten Händen bei ihm eingehängt ist. Die Linke jedes Tänzers ruht auf der linken Schulter des Vordermannes, nur zwischen dem Vortänzer und dem vor ihm befindlichen Tänzer besteht diese Verbindung nicht, hier ist der Kreis offen.

Schrittart: Mit jedem Takt 1 Schritt, bei dem die Ferse des Spielbeines gegen das Gesäß hochgeführt wird, wobei die Sohle des Standbeines an den Boden gebunden bleibt, doch im Kniegelenk gefedert wird. Das "Anfersen" wird von den Tänzerinnen nur angedeutet.

Tanzbeschreibung

Aufführen: 16 bis 32 Takte, immer 8 Takte mit, 8 Takte ohne Gesang

Mit den äußeren Füßen beginnend, bewegen sich die Paare in Tanzrichtung vorwärts; mit dem letzten Takt gelangen die Tänzerinnen durch eine halbe Innendrehung zu entgegen gesetzter Frontstellung. Eingangsgstanzl:

"A Schleining, a Schleinig, a Schleinig muaß sei,

Da tanzt ma koa talkata Jagasbua drei."

Aufsitzen: 8 Takt mit Gesang

Die nun inneren Hände werden gefasst. Die Tänzer nach rückwärts, die Tänzerinnen vorwärts ausschreitend, bewegen sich alle gegen die Tanzrichtung weiter, wobei mit folgendem Gstanzl die nächste Figur angekündigt wird:

"A Sprung über's Gasserl, an Juchizer drauf.

Bist a lustiga Teifelsbua, dir mach i auf."

Mit dem 8. Takt tritt jeder Tänzer näher an die Tänzerin heran, wobei er kräftig aufstampft und auf diesem rechten Standbein durch enie Achtel-Linksdrehung zur Schrägstellung gelangt. Schwungholend hat er dabei das gebeugte linke Spielbein, Knie an Knie, an das Standbein herangezogen und schleudert, sich dabei von rechts abstoßend, das sich streckende linke Bein in Sprungrichtung vor ...

Z'sammspringen: 8 Takte

Mit dem 1. Takt kommt jeder Tänzer in Schrittlänge schräg gegen die Kreismitte zu stampfend auf beiden Füßen nieder, macht mit dem 2. Takt rechts einen Schritt auf den Absprungplatz zurück, wobei er wieder das linke Spielbein gebeugt heranzieht, um es dann schwunggebend vorzuschleudern u.s.f.

Es erfolgen also mit dem 1., 3., 5. und 7. Takt beidbeinig stampfende Niedersprünge, mit dem 2., 4., 6. und 8. Takt 1 Schritt rechts auf den Ausgangsplatz zurück. Die Fassung mit der an Ort verbleibenden Tänzerin wird beibehalten. Mit dem letzten Schritt im 8. Takt kommt der Tänzer durch eine Achtel-Rechtsdrehung auf dem rechten Fuß zur rechtsschultrigen Nebeneinanderstellung mit der Tänzerin, alle Fassungen werden gelöst.

Umidreher: 16 Takte

Geschlossene Rundtanzfassung. Heftig kreisend, bewegt sich jedes Paar, am Ort verbeleibend, mit dem Uhrzeiger um den gemeinsamen Mittelpunkt, wobei mit jedem Takt ein Hüpfschritt erfolgt, bei dem das Knie des jeweiligen Spielbeines, bei der Tänzerin nur mäßig, beim Tänzer so hoch gegen die Brust angehoben wird, dass Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel bilden.

Mit dem vorletzten Takt wird die Fassung gelöst. Jeder Tänzer, Front der Kreismitte zugekehrt, stößt sich vom linken Bein ab und kommt mit dem letzten Takt stampfend auf beide Füße nieder (Schlusssprung):

Singen und Paschen: 64 Takte

Die Tänzerinnen, immer je zwei mit geschlossener Rundtanzfassung, bewegen sich paarweise mit dem Uhrzeiger drehend, mit drei kleinen Schritten pro Takt im Außenkreis in Tanzrichtung herum. Bei einer ungeraden Zahl werden keine Paare gebildet, mit nur einem Schritt pro Takt dreht jede Tänzerin allein in Tanzrichtung vorwärts.

Für die Tänzer erfolgen:

8 Takte Singen (= Ansingen zum Paschen)

8 Takte Paschen

8 Takte Singen

8 Takte Paschen

8 Takte Singen

24 Takte Paschen (= Durchipaschen)

Beim 1. Singen

"Buam, stellt's enkh z'samm im Kroas, i sag enkh, was i woaß,
kennt's enkh a Pfeiferl an, wer raukha kann."

Beim 2. Singen

"Schmeiß i mein Huat in Bach, schwimm eam glei söiber nach,
weu mi mei alter Schatz a neamma mag."

Dabei nimmt der eine oder andere seinen Hut vom Kopf und wirft ihn vor seine Füße, mit der 4. Zeile wird er aufgehoben und wieder aufgesetzt.

Sollten die Musikanten in ein zu rasches Tempo geraten sein, werden sie durch folgendes Gstanzl darauf aufmerksam gemacht:

"Lost's nur grad d'Musi an, wia s' musiziern.
I muaß selbm drüba lacha, mei herschz tuat si rührn."

Beim 3. Singen

"Wo is denn mei Diandl, wo is denn mei Schatz?
Auf'n Bergl steht s' drobm und a Almhütterl hat s'."

oder

"Wann i mein Huat aufsetz, dann is mei Haupt b'deckt.
Wann i an Schnackler tua, is mei Schatz g'weckt."

Paschen: Festgelegt ist meist nur das Klatschen des Vor- und Zuhipaschers, wobei alle im Kreis vorpaschen und einer "doppelt", also zuhipascht.

Die Vorpascher klatschen jedes 1., 3. und 5. Achtel, der Zuhipascher klatscht jedes 2., 4. und 6. Achtel.

Beim 1. und 2. Mal Paschen: jeweils 8 Takte. Im 8. Takt wird nur das 1. Achtel geklatscht.

Beim 3. Mal Paschen: Die ersten 8 Takte werden wie die vorigen Paschtakte durchgeführt. Die nächsten 8 Takte werden "hohl", d.h. mit gewölben Handrücken, was einen dumpfen und leiseren Schall ergibt, geklatscht; die letzten 8 Takte werden besonders laut wieder mit ganzer Handfläche gegen Handfläche geklatscht. "Haut's zua!" ermuntert der Vortänzer seine Partner. In dieser 16-taktigen Periode wird der 8. Takt gleichwertig mit den vorhergehenden Takten geklatscht.

Mit Schluss des Paschens muss jede Tänzerin mühelos bei ihrem Partner angelangt sein.

Nun folgt entweder:

Umidreher (= 4. Figur)

oder

Aufsitzen und Z'sammspringen (= 2. und 3. Figur)

Gegen Schluss der vorhergehenden Figur sagt der Vortänzer an: "A(n)hänka zum Schneckn!", worauf alle Fassungen gelöst werden und sich die Tänzerinnen rasch, wie die Tänzer mit der Front in die Tanzrichtung, hinter ihren Partneren zu einem einfachen Flankenkreis einreihen. Die Hände werden durchgefasst, doch nicht zwischen dem Vortänzer und der vor ihm befindlichen Tänzerin. Jeder Tänzer legt bei gebeugtem rechten Ellbogen seine Rechte mit der gefassten Linken seiner Partnerin auf seinen Rücken, die anderen Arme bleiben gestreckt. Alle Oberkörper sind etwas nach außen gedreht.

Schnecken-Eindrehen: Taktanzahl nach Belieben

Um für die Schnecke mehr Raum zu gewinnen, führt der Vortänzer die Kette erst ein wenig in Tanzrichtung vorwärts und biegt sodann nach rechts außen - oft in Harnadelkurven - gegen den Rand des Tanzplatzes ab. Nun führt er mit dem Uhrzeiger in einer Spirale gegen den Mittelpunkt zu und dreht die Schnecke so eng als möglich ein.

Sobald er im Mittelpunkt angelangt ist, vollführt er eine halbe Linksdrehung und löst die Schnecke im Gegenzug auf, zieht schließlich unter dem durch die hochgehaltenen Hände des letzten Paares gebildeten Tor durch und wendet wieder in die Tanzrichtung.

Beim Eindrehen der Schnecke wird jede zweite 8-Takt-Folge von den Tänzern gesungen. Das anfängliche Gehen mit Anfersen steigert sich allmählich zu verhaltenen Hüpfschritten.

Auslaufen: Taktanzahl nach Bedarf, außerhalb des Tanzraumes ohne Musik. Wenn die Tänzer im Tanzsaal auftauchen, setzt die Musik wieder ein.

Mit Hüpfschritten führt der Vortänzer die Kette beliebige Wege durch den Tanzraum, durchs Vorhaus, durch Küche und andere Räume, nach Lust und Laune ins Freie hinaus, wobei er mitunter den Weg durch ein Fenster nimmt, um das Haus herum, ja manchmal sogar durch einen Teil des Ortes.

Seitdem aber vor einigen Jahren das letzte Mädchen der Kette von einem Auto erfasst und tödlich verunglückte, ist das Auslaufen durch den Ort polizeilich verboten.

Wieder in den Tanzraum zurückkehrend, führt er die Kette in Tanzrichtung zu einem Kreis. Mit der Front zur Kreismitte springen auf den vorletzten Takt einer 8-taktigen Periode alle Tänzer ab und kommen beidbeinig stampfend zu einem Stirnkreis zusammen.

Singen und Paschen (= 5. Figur): Meist aber entfallen das Singen und das erste und zweite achttaktige Paschen und nur das dritte Paschen (= 24 Takte) wird durchgeführt.

Umidreher (= 4. Figur): Es ist aber auch üblich, nach der 9. Figur (= Singen und Paschen) Figur 2 (= Aufsitzen), sodann Figur 3 (= Z'sammspringen) und dann erst als Abschluss Figur 10 (= Umidreher) zu tanzen.

Die Melodie und die Gstanzln sind variabel!

Entstehung und Wandel

Entstehung aus dem im steirischen, inneren oberösterreichischen Salzkammergut und Rußbacher / Abtenauer Gebiet üblichen Schleunigen. Diese wurden als Kreistänze zu Hochzeiten, Schützengesellschaften, Tanzveranstaltungen u.A. gespielt und getanzt.

Der Schleunige ist wahrscheinlich die im Salzkammergut älteste überlieferte Spiel- und Tanzform. Er existierte vor den "Steyrischen" und "Landlertänzen" (siehe Schmalnauer).

Im Gebiet um den Wolfgangsee wurde er sehr gerne bei (Bauern-)Hochzeiten gespielt und getanzt. Besonders beliebt war und ist die Kombination Landler – Schleinig (d.h. wenn ein Landler gespielt und getanzt wird folgt unmittelbar darauf – ohne Pause – der Schleinige). Je nach Hochzeitsgästen und Vortänzer, gestaltete sich der Tanzablauf individuell, wobei aber das Grundgerüst (Tanz, Einspringen, Kettenform, Gesang und Paschen) unverändert beibehalten wurde.

Als "Aberseer Schleuniger" erstmals Erwähnung fand der Tanz 1933 von R. Wolfram. Dieser beschreibt den Tanz im Aufsatz "Salzburger Volkstänze", wie er ihn bei einer Vorführung beim Vietzbauern aufgezeichnet hat. Die Beschreibung des Tanzes entspricht im Wesentlichen der derzeitigen Praxis.

Mit der Gründung der Trachtenvereine (ab 1948 d´Stoaklüftla, später d´Aberseer) wurde der Schleinige auch als Vorführtanz anlässlich von Heimatabenden, Festen, Vorführungen außerhalb der Region aufgeführt. In dieser Zeit verfestigte sich das jetzige Erscheinungsbild.

Dokumentation des Elements

PETER, Ilka: Salzburger Tänze, 2. Auflage 1988, Verlag Alfred Winter, Salzburg.

Videoaufnahme

WOLFRAM, Richard: Salzburger Volkstänze, in: Wiener Zeitschrift für Volkskunde 38 (1933), S. 85-101.

ZODER, Raimund: Die Melodien des Schleunigen-Tanzes, in: Das deutsche Volkslied 43 (1941), S. 49-56 (Teil 1), S. 75-79 (Teil 2) und S. 112-117 (Teil 3).

Im Rahmen der Vereinstätigkeit werden immer wieder die jungen Mitglieder in die Vorführungen eingebunden. Bei traditionellen Hochzeiten wird immer darauf geachtet, dass der Aberseer Schleinige zum Tanz gespielt wird.

Mit der Aufnahme in die Liste als schützenswertes immaterielles Kulturerbe der UNESCO will man auf die Erhaltungswürdigkeit des Aberseer Schleinig des Aberseer Schleinigen aufmerksam machen.