Musik aus dem Salzkammergut und darüber hinaus
Für Kultur-Schaffende, z.B. Musikgruppen, ist die derzeitige Lage eine höchst sonderbare. Besonders dann, wenn man sich zum Ziel gesteckt hat, alte Traditionen zu beleben und aufrecht zu erhalten. So wie die Genussgeiger. Ihr Bestreben ist es, das gemeinsame Musizieren in Gasthäusern und an anderen traditionellen Treffpunkten zu hegen und zu pflegen.
Bei den monatlichen Zusammenkünften der Instrumentalisten sind vierzig und mehr Musikantinnen und Musikanten keine Seltenheit. Dabei spielen Unterschiede in der persönlichen Virtuosität keine Rolle. Vielmehr sollen bei diesem offenen Musizieren neu Hinzugekommene Melodien und regionale Spielweisen von arrivierten Volksmusikanten abschauen und -hören. Zusätzlich mögen sie die zwanglose Atmosphäre vor wohlgesonnenem Publikum genießen lernen.
Für Anfang April war ein großes Genussgeigen geplant. Aus dem Salzkammergut und weit darüber hinaus hatten sich Musiker/innen angesagt. Unter ihnen auch Hubert von Goisern. Hintergrund: für die brandneue CD der Genussgeiger hat er ein Begleitwort verfasst.
Hubert von Goiserns Vorwort in Auszügen: „Wir leben in einer Zeit, wo das Eigentümliche, das Unverwechselbare, Individuelle und Egozentrische zur Maxime geworden ist. Da passt so etwas wie ein Schwarmverhalten gar nicht mehr recht hinein, das Aufgehen in einer Gemeinschaft, das Aufgehen in einer Tradition.“
Seine Folgerung: „Traditionen – nicht nur die eigenen – sind uns Orientierungshilfen. Sie bieten nicht bloß ein Fenster in die Vergangenheit, sie sind auch Inspiration für Neues.“
In diesem Sinne spürt der musikalische Leiter der Genussgeiger, Ludwig „Luk“ Wiener, seit vielen Jahren altes Liedgut auf und transkribiert die Stückeln in verschiedene Geigen- und Begleitstimmen. Dazu gesellt sich die eine oder andere Komposition aus eigener Feder oder eigens von Freunden für die Genussgeiger komponierte Stücke. Ständig werden diese neuen Arrangements via Internet an Interessierte ausgeschickt. So kann man zu Hause üben und die Stücke einlernen, um sie dann bei der Genussgeigerei am jeweiligen ersten Donnerstag im Monat gemeinsam zu spielen.
Wie meint Hubert von Goisern: „Musizieren, vor allem: das gemeinsame Musizieren, hilft uns dabei, Grenzen zu überwinden, Differenzen und Unterschiede im wahrsten Sinne wegzuspielen.“
Was der Goiserer Hubert noch zu sagen hat, ist im Begleitheft zur neuen CD der Genussgeiger nachzulesen. Im Mittelpunkt steht jedoch das Zuhören – wie es sich anhört und anfühlt, wenn mit Genuss aufgespielt wird. Von heimischen Seitlpfeifer-Melodien über internationale Volksmusik in kleiner Besetzung (Ischler Geigen Combo) bis hin zur vollen Wucht, wenn mehrere Dutzend Musikantinnen und Musikanten über die Saiten streichen oder in selbige greifen.
Dieses eindrucksvolle Konzert-Ersatzerlebnis soll über die Zeit hinweghelfen, bis wieder live vor Publikum aufgegeigt werden kann. In Bad Ischl ist die neue Genussgeiger-CD u.a. bei Franz Stumpner in der Salzkammergut Touristik zum Preis von EUR 15,-- erhältlich.
Sie kann auch direkt bei Ludwig Wiener bestellt werden: CD Vol. 02 bestellen
Noch ein Nachsatz für Fans der Genussgeiger: endlich kann man auch den „Schaukelstuhl“ zu Hause in Ruhe genießen.
Jörg Schauberger, 09.04.2020